lie:zeit online

Das Fürstenhäuschen im Weiherring

Fürstenhäuschen im Weiherring, strassenseitig zum Weiherring. Erbauungsjahr unbekannt, Abbruch um 1890 (Zeichnung von Jess de Zilva, London/Mauren) Häuschen von Jess de Zilva nachgezeichnet.

Auf dem Vorplatz, auf dem heute das altehrwürdige Haus Nr. 77/127 (siehe S. 51) des Altvorstehers David Meier (Anton Meier, Sohn, *1920) im Maurer Ortsteil Weiherring/Gänsebach steht, befand sich einst das sog. «Fürstenhäuschen». Den Namen erhielt dieses – auch für damalige Verhältnisse kleine Haus – von den Familien Fürst, die es viele Jahrzehnte im 19. Jh. bewohnten.
Text: Herbert Oehri

Maria Antonia Fürst geb. Welti (1813-1881), die Karl Wilhelm Fürst von Altdorf/Württg heiratete, gehörte das Haus Nr. 65/77/127 im Weiherring. Es soll ein kleineres Haus gewesen sein, von dem leider keine Original-Bilddokumente vorhanden sind. Mündliche Überlieferungen der Nachkommenschaft geben Aufschluss. Das kleine Haus Nr. 65alt/77neu stand nach Aussage von Landwirt Anton Meier *1920 (Sohn des David und der Maria Meier geb. Mündle) einige Schritte westlich vom heutigen Haus auf dem grossen Vorplatz, der heute noch existiert und auf dem seit 2015 ein Mehrfamilienhaus am Entstehen begriffen ist.

Das Fürstenhäuschen, wie es der Volksmund nannte, wurde gegen Ende des 19. Jh. abgebrochen und das neue Haus mit der Nummer 77 auf dem gleichen Grundstück errichtet. Antonia Fürst vermachte das alte Haus samt Umschwung im Jahre 1879 ihrem Sohn Johann Wilhelm Fürst (1857–1914). Dieser wanderte 1884 nach Amerika aus.

Hans Mündle «Brosi-Mündle»(1844–1924) heiratete Karolina Fürst (1846–1912), eine Schwester des ausgewanderten Johann Fürst. Hans Mündle tauschte 1882 sein neu erstelltes Haus im «Neusträssle» Nr. 138, heute Peter-Kaiser-Strasse Nr. 26 (späterer Besitzer Felix Meier), mit dem Anwesen seines Schwagers Johann Fürst im Weiher und zog zu seiner Frau Karolina geb. Fürst.

Dieser Ehe entsprossen fünf Kinder, von denen Maria (1880–1954) den späteren Gemeindevorsteher David Meier (1891–1986) ehelichte. Heute gehören Haus und Umschwung der Familie Meier, deren Vorfahren aus der Fürst-Familie stammen.

Es begann mit Karl Wilhelm Fürst und der Maurerin Antonia Welti
Karl Wilhelm Fürst von Altdorf, Württemberg, geboren am 23. Februar 1805 in Altdorf/Württg., Bierbrauer, kaufte sich 1844 in Mauren für 170 Gulden ein. Er heiratete Antonia Welti (1813–1883), damals das grösste Familiengeschlecht in Mauren, und sie wohnten im Fürstenhäuschen. Heute lebt der überwiegende Teil ihrer Nachkommen in Vorarlberg.

Einzig Dr. iur. Johannes *1970 und Beate Gasser mit ihren Töchtern Christina Maria *1998, Nora Elisabeth *2001 und Ella Sophie *2006, dessen Mutter Maria (1938–2010) eine geborene Fürst war, nahmen in Liechtenstein Wohnsitz. Dr. Johannes Gasser ist seit 1. Januar 2016 Besitzer einer grossen Rechtsanwaltskanzlei in Vaduz. Hannes Vater war der bekannte Vorarlberg Landespolitiker Siegfried Gasser *1941. Seine Frau Maria, geb. Fürst liess sich 1976 in Mauren wieder einbürgern. Ihr folgten 1999 ihre beiden Söhne Johannes und Markus und nahmen ebenfalls das Maurer Bürgerrecht an.

Das alte Fürsten-Haus im Weiher Nr.65alt stand auf dem heutigen Stallvorplatz. In der Zwischenzeit wurde das Stallgebäude abgerissen, um einem Mehrfamilienhaus Platz zu machen (2016).

Karolina Mündle geb. Fürst
(1846 – 1912)
Johann «Hans» Mündle
(1844 – 1924)

 

 

 

 

 

 

Häuschen von Jess de Zilva nachgezeichnet 
Das alte Fürstenhäuschen musste klein gewesen sein. Auch dem 96-jährigen und geistig und körperlich regen Toni Meier sind die Masse des Hauses nicht genau bekannt. Er erzählt der bekannten Maurer Künstlerin Jess de Zilva  im Dezember 2015 aus seinen Erinnerungen und mündlichen Überlieferungen, wie etwa das kleine Haus ausgesehen hat. Demzufolge war es einstöckig auf ca. 50 cm Steinfundament gebaut. Dagegen fehlte der Keller. Es wird erzählt, dass im Winter die Kinder beim Schlittenfahren vom gegenüberliegenden Abhang (Haus Kieber Nr.64alt/78neu, Urban Meier) resp. von der Sennereibündt geradeaus direkt in die ebenerdige Küche rutschen konnten. Laut mündlicher Überlieferung soll es 6 x 8 Meter gemessen haben.
Die Küche und die Haustüre (eine einfache Blattholztüre mit Türfalle) waren strassenseitig gewandt; das Holzhaus hatte eine Feuerheizung sowie an jeder Hausfront Gitterfenster, die mit einfachen Flügel bzw. Fensterläden versehen waren. Das Dach war wahrscheinlich aus Schindelholz, gespalten, also nicht gesägt, nichts Dekoratives drum herum, keinen Garten, keine Blumen oder sonst was vor dem Haus. Toni Meier meinte, es müsse sehr karg gewesen sein.

Erbauungsjahr nicht bekannt
Das Erbauungsjahr des Fürstenhäuschen ist nicht bekannt. Aber es muss vor der Einrichtung des FL Grundbuchamtes 1809 gebaut worden sein. Dagegen kennen wir seine Besitzer. Es gehört um 1800 herum Baptist Schreibers vier Kinder (1763–1809, Grundbuch Vaduz M.Hsb.1809).

Das Mündle-Hansa-Huus
Hans Mündle baute um 1890 neben dem alten Fürsten-Haus Nr. 77neu ein neues Haus. Für seinen Sohn Johann Mündle (1873–1951), welcher das Schmiedehandwerk erlernte, wurde eine Schmiede-Werkstätte eingerichtet. Bald nach Fertigstellung des neuen Wohnhauses wurde das Fürstenhaus abgerissen. Das dürfte etwa um 1892/1893 gewesen sein.

Quellen:
· Band II der 5-teiligen Schriftenreihe «Menschen, Bilder und Geschichten – Mauren von 1800 bis heute», Verfasser: Herbert Oehri, Herausgeber: Ahnenforschungsverein Mauren.
· Gespräche mit Anton Meier, Maria Gasser-Fürst (1938–2010) und ihrem Sohn Hannes Gasser, Schaan.

 

ANZEIGE

Die mobile Version verlassen