Die Grösse unseres Landes wird wohl unser Schicksal werden. Und zwar im Guten, wie im Schlechten. Aber nicht jeder verfügt über genügend Augenmass um damit unser Terrain abzuschätzen und unsere Kleinheit zu erkennen. Dafür gibt es aber ein gutes Mittel doch noch einigermassen brauchbare Vorstellungen unserer Staatsgrösse zu erlangen.
Man unternehme einen flotten Fussmarsch vom Ruggeller Riet, am besten vom Kanaleinlauf bis ans Ellhorn. Der Dicke, der Faule, der Träge und der Beinamputierte, werden nach der Wanderung über so viel Weite und nicht enden wollende Landschaften staunen. Am Ellhorn endlich angelangt werden diese Mastigen das Gefühl haben, aus einem wirklich grossen Land zu stammen. Der Schlanke, Leichtfüssige, des flotten Gehens kundige, sprich der Unmastige wird wohl erst in der Bündner Herrschaft merken, dass er unsere kleines Gäu schon längst durchlaufen hat. Und dass er sich nicht schämen muss aus so einem winzigen Land zu stammen, wird er wahrscheinlich grad wieder an den Kanaleinlauf zurückrennen. Da bewiesen ist, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohnt, kann man sich leicht vorstellen, dass jene, die glauben wir wären eine Grossmacht und müssten genauso wie eben eine solche regiert werden, entweder von dem einen viel und von dem anderen rein gar nichts besitzen.
Zum ganz grossen Halali bläst nun die Regierung, deren Gladiatoren ausgerechnet in Ruggell, also nahe dem Kanalauslauf die Innovation Liechtenstein auf neue Wackelbeinchen stellen wollen. Ideen braucht das Land und zwar sofort und mit aller Gewalt, denn die Fördergelder haben nicht alle Zeit der Welt, weil ja bald trotz leerer Kassen Wahlen sind. Und wenn alles dumm läuft und keiner mit einer passenden Idee daherrennt, dann droht das ganze Innovationsprojekt mitsamt den Mastigen, den Amputierten und den Gladiatoren zusammen mit der Kanaljauche im Rhein zu entschwinden.
Autor: Joe Schädler, Bendern