Jetzt ist es also amtlich: Die Liechtensteinische Post AG braucht, wie von der lie:zeit geschrieben, 12 Millionen Franken frisches Kapital und eine Neuausrichtung der Strategie. Probleme mit Auslandsinvestitionen im Bereich eSolutions und die gleichzeitige anteilmässige Ausfinanzierung der Deckungslücke bei der PVS hatten innert 2 Jahren wesentliche Teile des Eigenkapitals der Post aufgebraucht.
Einen entsprechenden Bericht und Antrag hat die Regierung in ihrer Sitzung am 29. September 2015 verabschiedet. Um der Post zum einen die Bereinigung der Situation der Tochtergesellschaften und zum anderen eine positive Entwicklung der Zukunft zu ermöglichen, stellt die Regierung den Antrag an den Landtag, die Bilanz der Post AG zu
sanieren und ein Aktienkapital von CHF 5 Mio. sowie Reserven von CHF 7 Mio. einzubringen. Diese Kapitalmassnahmen werden von beiden Aktionären (Land Liechtenstein sowie Schweizerische Post) entsprechend ihren Anteilen mit CHF 9 bzw. 3 Mio. Franken (75% bzw. 25%) mitgetragen. Entsprechende Anpassungen erfolgen auch im zugrundeliegenden Aktienkaufvertrag aus dem Jahr 2005.
Hintergrund der Vorlage
Die Liechtensteinische Post hatte sich seit ihrer Gründung bis 2012 sehr positiv entwickelt. So hat die Post in diesem Zeitraum rund CHF 5,6 Mio. an Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Zudem konnte die Post im selben Zeitraum ein Eigenkapital in Höhe von rund CHF 20 Mio. aufbauen. Auch wenn diese Entwicklung ausserordentlich positiv
war, sah sich die Post mit steigenden Herausforderungen aufgrund der Marktentwicklung, insbesondere bezüglich der zunehmenden Digitalisierung und dem Rückgang der Briefpost konfrontiert. Bereits 2008 wurde daher begonnen, Investitionen im Bereich eBusiness zu
prüfen. Nach einem erfolglosen Kooperationsversuch in den Jahren 2009/2010 mit einer Unternehmung in Liechtenstein wurde 2011/2012 mit der DIG GmbH in Linz ein auf EDI und eProcurement spezialisiertes Unternehmen, und 2012 mit der newtron AG in Hamburg/Dresden ein weiteres Unternehmen mit Schwerpunkt im elektronischen strategischen Einkauf durch die Liechtensteinische Post gekauft.
Ebenfalls in den
Jahren 2012/2013 stellte die Ausfinanzierung der Deckungslücke der staatlichen Pensionsversicherung (PVS) die Post vor zusätzliche Herausforderungen. Aus verschiedenen Gründen entwickelten sich die Tochtergesellschaften zu einer grossen finanziellen Belastung für die Post. Die Integration der beiden Tochtergesellschaften hat sich als ausserordentlich schwierig herausgestellt und das eigentliche Geschäft der Tochtergesellschaften zwischenzeitlich beinahe zum Erliegen gebracht. Diese Situation hat schlussendlich zum Entscheid geführt, die Integration der beiden Tochterunternehmen zu stoppen.
Stark negative Entwicklung
In den Jahren 2013 und 2014 war die Entwicklung der Liechtensteinischen Post AG stark negativ. Das Unternehmen hat im Jahr 2013 konsolidiert bereits einen Verlust von CHF 16.1 Mio. ausgewiesen (v.a. aufgrund der anteilsmässigen Ausfinanzierung der Deckungslücke der PVS), 2014 erneut einen konsolidierten Verlust von fast CHF 3.1 Mio. Per Ende 2014 sind damit das konsolidierte Eigenkapital unter CHF 1 Mio. gesunken und gleichzeitig die Verbindlichkeiten massiv gestiegen.
Hinsichtlich der beiden Tochtergesellschaften DIG GmbH und newtron AG werden derzeit alle strategischen Optionen geprüft, wie Wirtschaftsminister Thomas Zweifelhafter am Dienstagnachmittag vor der Presse erklärte. Ein Entscheid betreffend das weitere Vorgehen bei den Tochtergesellschaften wird noch 2015 durch den Verwaltungsrat gefällt werden.
Gleichzeitig stelle der Wandel im Kerngeschäft die Post vor weiterhin grosse Herausforderungen, welche die ganze Aufmerksamkeit der Verantwortlichen verlangen. Es stünden strategische Entscheide an, um die Zukunft der Post erfolgreich gestalten zu können. Ziel ist es demnach, bis Mitte 2017 CHF 3 Mio. nachhaltig einzusparen – derzeit liege die Post diesbezüglich im Plan.